RIZOMA

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Suchbewegungen im transitorischen Raum

Internationale Kunstausstellung für 2015 / 2016, verbunden mit Workshops und Panels, in Kooperation mit dem Museu do Estado do Pará, der Casa das Onze Janelas, dem Museu de Arte Contemporânea - Dragão do Mar, sowie den Kulturgesellschaften / DAAD–Lektoraten in Belém und Fortaleza, kuratiert von den Künstlern Richard Schütz und Martin Juef. 

Exposé

Das Ausstellungsprojekt möchte über ausgewählte künstlerische Positionen einen vielfältigen Eindruck der nicht-kommerziellen Berliner Kunstszene vermitteln. Künstlernetzwerke und Projekträume werden dabei als typisches Merkmal des Berliner Kunstfeldes und als zeitgemäßer Ausdruck künstlerischer Aktivitäten aufgefasst. Vorgestellt werden neun durch Künstlernetzwerke direkt oder indirekt miteinander assoziierte Künstlerinnen und Künstler, die in Berlin ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt haben. Geplant sind drei Ausstellungen im Norden und Nordosten Brasiliens, namentlich in den Städten Belém und Fortaleza. Die auszustellenden Arbeiten in den Medien Zeichnung, Fotografie, Video, Performance und ortsbezogene Installation sind daher auch nach Kriterien des unkomplizierten Transports und ihrer Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche räumliche Gegebenheiten ausgewählt. 

Das Besondere an dem Projekt ist, dass die beteiligten Künstlerinnen und Künstler an den Ausstellungsorten Workshops und Panels anbieten, die inhaltlich mit den ausgestellten Werken korrespondieren. Darüber hinaus können auch Vorträge einzelner Künstler zu ihrem individuellen künstlerischen Arbeitsansatz veranstaltet werden.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass die beteiligten Künstlerinnen und Künstler an den Ausstellungsorten Workshops und Panels anbieten, die inhaltlich mit den ausgestellten Werken korrespondieren. Darüber hinaus können auch Vorträge einzelner Künstler zu ihrem individuellen künstlerischen Arbeitsansatz veranstaltet werden.
Eine weitere Besonderheit des Projektes ist, dass zu den einzelnen Ausstellungen und in Absprache mit den jeweils kooperierenden Institutionen, drei ortsansässige brasilianische Künstlerinnen und Künstler in das Projekt mit einbezogen werden. Diese Absicht wird bei der zweiten Ausstellung in Belém insofern erweitert, als auch zwei KünstlerInnen aus Recife eingeladen werden sollen. Auf diese Weise wird die Ausstellung immer wieder ihr Erscheinungsbild verändern. Dieser Prozess soll mittels eines Blogs während des Projektzeitraums dokumentiert werden. Im Ergebnis werden nach drei Ausstellungen neun brasilianische mit neun Berliner Künstlerinnen und Künstlern im Dialog stehen. Zum Abschluss des Projekts ist daher geplant, alle an dem Projekt beteiligten Künstlerinnen und Künstler entweder in einer gemeinsamen Gruppenausstellung oder zeitgleich auf mehrere Projekträume verteilt in Berlin zu präsentieren. Das Projekt versteht sich daher auch als Initiative für einen fortgesetzten interkulturellen Dialog und will zu weiteren länderübergreifenden Kooperationen anregen.

Kontext

Der Aufbau von Netzwerken zwischen Kulturschaffenden ist seit den 1990er Jahren ein wesentliches Element im Selbstverständnis von Berliner Projekträumen. Diese Netzwerke haben maßgeblich zu einer Internationalisierung des Berliner Kunstfeldes beigetragen. Sie stehen in Verbindung mit Vorgängen, die Zeiten des Wandels und des Übergangs markieren.

Der Ausstellungstitel Rizoma bezieht sich auf die strukturelle Offenheit dieser Situation, deren transitorischer Charakter sich im Wechsel von Perspektiven und Anknüpfungspunkten widerspiegelt. Dem Transitorischen entspricht hier konkret die Gestalt einer Ausstellung als temporäres Gebilde ebenso wie das Prozessuale dieser Gestaltbildung – sie ist  Ausdruck eines sich ausformenden Werdens überhaupt.

Bezugspunkt des Projekts ist der berühmte post-strukturalistische Aufsatz „Rhizom“ von Gilles Deleuze und Félix Guattari. Die Autoren stellen darin auf metaphorischer Ebene das Wurzelgeflecht – das Rhizom – der traditionellen Vorstellung vom „Baum des Wissens“ gegenüber, der für eine hierarchisch strukturierte Wissensorganisation und Weltbeschreibung steht. Das Rhizom in seiner Wirkungsweise kennzeichnet dabei ein nicht-hierarchisches Verbinden von Unterschiedlichem, das dem Prinzip der Vielheit als Wirklichkeit entspricht. Aus dieser multiperspektivisch verflochtenen Struktur entstehen „Plateaus“ der Interaktion. In Analogie dazu können auch Kunstwerke als rhizomorph bezeichnet werden, da sie im Austausch mit disparaten Realitäten ein in ihrer Wirkung offenes Geflecht von Erfahrungen darstellen. 

Das hier vorgestellte Ausstellungsprojekt umfasst ein heterogenes Gefüge künstlerischer Perspektiven und Strategien, das auch Unerwartetes als positives Moment seines Zustandekommens miteinbezieht. Dieser Zusammenhang von Impuls, Prozess und Werk im Austausch mit anderen Werken ist Ausgangspunkt, Präsenz und Horizont dieses Ausstellungsprojekts.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler der Berliner Initiative sind:  
Katerina Valdivia Bruch, Martin Juef, Carolina Kecskemethy, Sabine Linse, Matthias Mayer, Falk Nordmann, Ioannis Savvidis, Richard Schütz und Lina Theodorou.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler aus Belém sind:
Armando Queiroz, Alexandre Sequeira, Francisco Klinger Carvalho.

Richard Schütz und Martin Juef, März 2015